Marktversagen – Staatsversagen?
Von 1879 bis 1979 hat sich der CO2-Gehalt der Atmosphäre von 290 auf 334 ppm erhöht und in nur 40 Jahren - noch rasanter - auf heute 415 ppm, obwohl damals schon klar war, dass damit verheerende Klimaveränderungen verbunden sein könnten.
Prof. Dr. D. Cansier stellte in seinem 1980 bei der Landeszentrale für politische Bildung BW erschienen Aufsatz für die BRD fest: „ Die Umweltpolitik hat das CO2-Problem bislang vernachlässigt.“ Im gleichen Heft sprach Prof. Dr. W.J. Mückl im Blick auf die damalige „Verschmutzung und Schädigung der Umwelt“ von einem Marktversagen. Die freie Marktwirtschaft gebe den Individualinteressen (zu) viel Raum, was zu einer Überbewertung der Gegenwartsinteressen führe und folgert: „Der Staat muss – und dies ist eine seiner wichtigsten wirtschaftspolitischen Ziele -auch Sachwalter der Zukunftsinteressen der Gesellschaft sein.“ Kinder und Ungeborene hätten aber keine politische Lobby. Die Interessen künftiger Generationen würden, wenn überhaupt, nur sehr begrenzt und unvollkommen berücksichtigt. Es würden also nicht nur Maßnahmen bevorzugt, deren Nutzen den Wählern zugute kommen, es würden auch die Kosten dieser Maßnahmen gerne auf die Zukunft abgewälzt. 1.967 Milliarden € soll die Staatsschuld der BRD (31.12.2017) betragen.
Das Dilemma hat sich in den vergangenen 38 Jahren nicht aufgelöst – die Probleme aber sind um ein Vielfaches größer geworden und drohen uns/der Menschheit über den Kopf zu wachsen. Wird es mit dem kostenfreien Ausstoß von Treibhausgasen bald ein Ende haben? Traut sich die Politik einen CO2-Preis festzusetzen und – werden wir Bürger als Verbraucher ihn auch akzeptieren?
Dort steht: „Wenn die Summe der installierten Leistung der Solaranlagen [..] 52 000 Megawatt überschreitet, verringern sich die anzulegenden Werte [..] auf null“. Damals lag die 52 GW-Grenze in weitere Ferne, doch langsam rückt dieser Zeitpunkt näher. Und warum sind es gerade 52 GW? Ganz einfach: Diese Zahl von 52 GW wurde im Jahr 2010 als deutsche Ziele für 2020 im Nationalen Aktionsplan für Erneuerbare Energien an die EU gemeldet.
Wann wird die Grenze erreicht?
Laut den aktuell veröffentlichten Marktzahlen der Bundesnetzagentur wurden in den Jahren bis 2010 insgesamt 10,6 GW PV-Leistung aufgebaut, bis Ende 2018 kamen weitere 35,4 GW hinzu. Im ersten Halbjahr 2019 wurden nun 2 GW neu aufgebaut, so dass zum 30.06.19 die Gesamtleistung bei 48 Gigawatt liegt. Wenn nun mit 2 GW pro Halbjahr fortgeschrieben wird, wird der Deckel in 12 Monaten erreicht. Doch das ist nur Theorie. In der Praxis wird sich ein anders Verhalten zeigen: Wird der Deckel nicht zügig abgeschafft, wird eine Rallye beginnen, wie sie früher an Stichtagen der Fördersenkung zum Jahresende schon zu beobachten waren. Es ist zu befürchten, dass viele Projekte schneller gebaut werden sollen, schon Ende dieses und Anfang kommenden Jahres könnte die Nachfrage deutlich steigen. Damit erhöht sich aber die Geschwindigkeit, der Deckel rückt dann noch schneller näher. Und die Konsequenzen? Der Markt könnte verrückt spielen, Lieferzeiten, Preissprünge und Chaos auf den Baustellen sind die Folge. Sicherlich wird auch die Qualität der installierten Anlagen leiden.
Was wäre ohne EEG-Vergütung?
In den vergangenen Monaten gab es einige Berichte von geplanten PV-Anlagen, die auch ohne EEG-Vergütung auskommen. Zum Beispiel projektiert die EnBW derzeit eine Anlage mit über 150 MW in Brandenburg, die in der Öffentlichkeit viel Beachtung erfahren hat, weil sie keine Vergütung benötigt. Doch klar ist: Das sind große Einzelprojekte, von denen auch in Zukunft sicher nur wenige Anlagen realisiert werden können. Bei „kleinen“ Anlagen ist das nicht möglich.
Im dritten Abschnitt der Grafik ist die temperatur-induzierte Anregung der kohlenstoffhaltigen Klimagasemissionen (Methanol, CO2 und Lachgas) angedeutet, die unter dem Stichwort "Kippelemente" bekannt geworden sind. Das Klima beginnt zu kippen. Dies ist ein Vorgang der eine beunruhigende Beschleunigung entwickelt. Je wärmer es wird, desto mehr zusätzliche Klimagase werden emittiert und erzeugen ihrerseits einen noch schnelleren 'Temperaturanstieg.
Die neuesten alarmierenden Erkenntnisse finden sich unter [link: https://www.pnas.org/content/115/33/8252, Trajectories of the Earth
System in the Anthropocene]
Abschnitt 4
Der Gesetzgeber hat die Energiewende zu lange vernachlässigt. Daher rührt jetzt die Eilbedürftigkeit, die sich aus dem vierten Abschnitt der
Grafik ergibt.
Die schlimmste aller Erkenntnisse ist die Tatsache, dass wir bei Berücksichtigung der klimawissenschaftlichen Ergebnisse kaum noch eine
Chance haben, als Menschheit zu überleben.
Die weit verbreitete Vorstellung, dass uns noch ein begrenztes Kontingent an CO2-Emissionen zur Verfügung stünde ist geradezu absurd.
Das Gegenteil ist der Fall. Die Industrie hat so viel Kohlenstoff aus dem Erdboden geholt und verbrannt, dass der vorindustrielle CO2-Gehalt
der Atmosphäre von 250 ppm auf über 400 ppm angestiegen ist. Damit haben wir die atmosphärische Heizung weit aufgedreht. Es genügt jetzt nicht, wenn wir aufhören die Heizung noch weiter aufzudrehen. Wir müssen sie wieder zudrehen und zwar so schnell wie möglich.
Für die Energiewende und das Ziel der Bundesregierung, 65 Prozent der Stromerzeugung bis 2030 aus erneuerbaren Energien bereitzustellen, brauchen wir einen jährlichen Photovoltaik-Zubau von zehn Gigawatt. In den letzten Jahren lag dieser bei zwei bis drei Gigawatt.
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